Es gibt zahlreiche Gründerinnen, die es geschafft haben, ein erfolgreiches Start-up ins Leben zu rufen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen sind sie aber weiterhin in der Unterzahl. Woran genau liegt das und wie sich die Anteile an weiblichen Gründenden entwickeln.
Die aktuelle Situation der weiblichen Gründerinnen
Nach wie vor gibt es mehr männliche als weibliche Gründende. Auch die Entwicklung der letzten Jahre hat kaum eine Verschiebung der Situation erkennen lassen. Warum Frauen seltener ein Unternehmen ins Leben rufen, kann verschiedene Gründe haben und ist von der individuellen Lebenssituation abhängig. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Ursachen zumindest teilweise in festgefahrenen Geschlechterrollen, einer geringeren Risikobereitschaft und einem weniger stark ausgeprägten Selbstbewusstsein liegen.
Kein Aufwärtstrend zu beobachten
In den vergangenen Jahren kann kaum von einer Zunahme von Gründerinnen gesprochen werden. Laut Statista liegt der Anteil der Frauen, die das Abenteuer Selbstständigkeit gewagt haben, zwischen 34 und 41 % und kann je nach Jahr stark schwanken. Auffällig ist dabei, dass Frauen häufig im Nebenerwerb und seltener im Vollerwerb gründen. Sie bestreiten also nicht ihren gesamten Lebensunterhalt mit ihrem Start-up, sondern nutzen die Selbstständigkeit lediglich als zweites Standbein. Im Jahr 2021 waren 44 % aller Gründenden im Nebenerwerb weiblich. Im Vollerwerb waren es nur 39 %.
Warum gründen Frauen so oft im Nebenerwerb?
Für Frauen mit Kindern spielt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wesentliche Rolle, denn oft sind sie diejenigen, die mit der Care-Arbeit betraut werden. Dementsprechend haben Mütter weniger Zeit, sich um ein Unternehmen zu kümmern als viele Väter. Neben dem Start-up müssen sie die Kinder von der Kita abholen, mit ihnen zum Arzt gehen und sich um das Abendessen kümmern. Natürlich sieht die Verteilung der Aufgaben nicht in allen Familien so aus, der allgemeine Trend besteht aber nach wie vor.
Überdies haben viele Frauen ein geringeres Selbstbewusstsein, wenn es darum geht, sich als erfolgreiche Unternehmerinnen durchzusetzen. Ihre Erziehung und ihre Erfahrungen haben sie geprägt, sodass sie sich oftmals schwertun, an ihre eigenen Stärken zu glauben. Infolgedessen haben sie eine größere Angst zu scheitern. Alles auf die Unternehmensgründung zu setzen, kommt ihnen oft viel zu riskant vor.
Mögliche Lösungsansätze für die erfolgreiche Gründung durch Frauen
Um den Anteil der Gründerinnen zu erhöhen, muss die Politik einen angemessenen Rahmen schaffen, der zum Beispiel eine adäquate Kinderversorgung bietet. Das löst allerdings bislang nicht das gesellschaftliche Problem der tief in uns verankerten Geschlechterrollen. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung wird Care-Arbeit nämlich nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet. Erst ein gesellschaftlicher Wandel kann dazu verhelfen, dass Gründerinnen mehr Zeit für ihre Start-up-Pläne aufbringen können.
Schon bei der schulischen Ausbildung ansetzen
Bereits in der Schule und später an der Universität sollte verstärkt gefördert werden, dass sich Mädchen und junge Frauen zutrauen, Studiengänge zu belegen und Ausbildungsberufe zu wählen, die traditionell als männlich gelten. Auf diese Weise lassen sich neue Möglichkeiten für Gründungen erschließen. Tatsächlich sind nämlich viele Frauen im Dienstleistungssektor beschäftigt. Wenn sie jedoch vermehrt MINT-Fächer oder Studiengänge wie BWL, Business-Management und andere ähnlich geartete Ausbildungszweige wählen, eröffnen sich ihnen ganz neue Optionen. Zudem sollte in den frühen Bildungseinrichtungen das Thema Unternehmertum näher beleuchtet werden.
Förderprogramme als Unterstützung
Auch ein Umdenken der Frauen selbst ist notwendig, um zu einem Wachstum der weiblichen Selbstständigkeit zu führen. Dabei können Förderprogramme verschiedener Art helfen. Sie können beispielsweise in der Gründungsphase eine Unterstützung liefern und Frauen einen Start-up-Guide mit allen notwendigen Informationen zu Themen wie der Finanzierung und dem Business-Plan liefern. Auch ein Gründungszuschuss kann ein Anreiz sein. Er ist primär deswegen interessant, weil Frauen oft schwerer an Kredite kommen oder bei deren Aufnahme in vielen Fälle höhere Zinsen zahlen müssen.
Das Mutterschutzgesetz reformieren
Schwangere Arbeitnehmerinnen erhalten in einer bestimmten Zeitspanne vor und nach der Geburt das sogenannte Mutterschaftsgeld. In dieser Zeit sollen sie nicht arbeiten. Selbstständige Schwangere bekommen hingegen in vielen Fällen keine Zahlungen und müssen sich selbst um ein finanzielles Polster kümmern. Für Frauen, die planen, in den nächsten Jahren schwanger zu werden, kann schon das allein ein Grund sein, sich nicht selbstständig zu machen. Gründerinnen, die sich freiwillig in einer der gesetzlichen Krankenkassen versichern, können jedoch einen Anspruch auf Mutterschaftsgeld erwirken, wenn sie sich für einen Tarif mit Krankengeld entschieden haben.
Was Gründerinnen selbst tun können
Frauen, die sich fest vorgenommen haben, eine erfolgreiche Gründerin zu werden, können sich das Unterfangen selbst erleichtern, indem sie sich an die folgenden Punkte halten:
- Sich der eigenen Stärken bewusstwerden und diese selbstbewusst nach außen zeigen
- Grenzen setzen und den Feierabend streng einhalten, damit neben Selbstständigkeit und Familie ausreichend Raum zum Entspannen bleibt
- Den Partner verstärkt in die Care-Arbeit einbinden und eine faire Lösung für beide Seiten finden
- Sich Vorbilder suchen und sich von erfolgreichen Gründerinnen inspirieren lassen
- Mit anderen Gründerinnen Netzwerke bilden und einander unterstützen
- Förderungen für Finanzierungen in Anspruch nehmen
- Für ein Auffangnetz sorgen, sodass sich im Notfall jemand um die Kinderbetreuung kümmern kann
- Trotz Doppel-Belastung auf eine gute Work-Life-Balance achten und so Überforderung und Burnout vermeiden