Onlinespiele erfreuen sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit. Galt das Gaming anfangs noch als Nischenhobby von Nerds und unterbeschäftigten Kids, so ist es heute zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen weltweit geworden. Die Umsätze der Hersteller von Computer-, Konsolen- und Mobile-Games steigen in schwindelerregende Höhen, was belegt, dass Onlinespiele im Mainstream angekommen sind. Zudem ist Gaming längst keine Männerdomäne mehr. Auch Frauen haben Onlinespiele für sich entdeckt und verdienen sogar als professionelle Gamerinnen oder Streamerinnen ihr Geld. Doch wie sieht es mit der Gleichberechtigung in der Gaming-Szene aus? Haben sie wirklich die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen? Werden sie von den Männern akzeptiert oder gibt es Mobbing und Sexismus? Das wollte die Studie „Auf dem gleichen Level?“ genau wissen.
Studie zur Gleichberechtigung in der Gaming-Szene
Für diese Studie wurden 1.000 Gamerinnen und Gamer im Alter zwischen 16 und 55 Jahren befragt. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 33,8 Jahre. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, nämlich 63,1 Prozent, gab an, männlich zu sein. Der Anteil der Frauen lag bei 36,5 Prozent, divers waren 0,4 Prozent. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten auf einem Online Fragebogen 22 Fragen zu ihrem eigenen Spielverhalten und zu ihrer Wahrnehmung betreffend der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Zudem gab es Interviews zu diesem Thema mit einer professionellen Streamerin auf Twitch sowie einer Esportlerin.
Viele Befragte spielen täglich
Vor allem für Menschen unter 60 nehmen Videospiele einen großen Teil ihres Alltags ein. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, mehrmals in der Woche an der Konsole zu sitzen, mehr als ein Drittel spielt sogar täglich. In der Altersgruppe der 16- bis 17jährigen gab sogar die Hälfte an, täglich zu zocken.
Je mehr die Befragten spielen, umso höher sind auch die Ansprüche an die Hardware. Auch die Vorlieben bei den Herstellern hängen davon ab, wie oft die Gamerinnen und Gamer spielen.
Die Rolle der Frau im Game
Wie Frauen in der Gaming-Szene wahrgenommen werden, hängt auch von den weiblichen Rollen in den Games ab. Zwar ist die Zahl der weiblichen Hauptdarstellerinnen in den letzten Jahren gestiegen, doch es ist noch Luft nach oben. Noch überwiegt das typische sexistische Frauenbild. So sind Frauen in den meisten Fällen noch schmückendes Beiwerk in sexy Outfits und stets als Opfer männlicher teils sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Da muss bei vielen Spieleentwicklerinnen und Spieleentwicklern noch ein Umdenken stattfinden, sagen auch 86 Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer.
Wahrnehmung von Mobbing und Sexismus
Vor allem professionelle Gamerinnen und Gamer nutzen Plattformen wie Twitch oder Discord-Kanäle. In den Communitys findet nicht nur ein reger Austausch statt, sondern leider sind dort auch Beleidigungen, Diskriminierungen und Sexismus an der Tagesordnung. Vor allem Frauen werden hier schnell zur Zielscheibe.
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie haben 8,8 Prozent der Frauen und 7,7 Prozent der Männer schon einmal Cybermobbing erlebt. Zwar ist der Unterschied hier gering, doch dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gamerinnen öfter Cybermobbing ausgesetzt sind als Gamer. Besonders bei den 16- bis 34jährigen ist die Wahrnehmung hoch. Hier gaben jeweils 38 Prozent an, bereits Cybermobbing bei anderen miterlebt zu haben.
42,5 Prozent aller Befragten haben sexualisierte Hasskommentare wahrgenommen, während lediglich 9,5 Prozent der Meinung waren, dass alle Geschlechter in der Szene gleichberechtigt sind.
Wie wird der Gender-Pay-Gap wahrgenommen?
Beim Gender-Pay-Gap handelt es sich um die geschlechtsspezifische Verdienstlücke pro Stunde zwischen Männern und Frauen. Hier ist die Wahrnehmung besonders deutlich. 36,4 Prozent der Frauen glauben, dass Gamerinnen weniger verdienen als ihre männlichen Mitspieler. Dieser Meinung sind nur 24 Prozent der Männer. Davon sehen 27,5 Prozent die Bezahlung der Frauen in der Gaming-Szene als gleichberechtigt an. 39,3 Prozent sind sich unsicher.
Wie präsent sind Frauen in der professionellen Gaming-Szene?
Fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer schauen Streams auf Portalen wie Twitch, YouTube oder Discord. Sie folgen den Gamerinnen und Gamern unabhängig vom Geschlecht. Lediglich 15 Prozent folgen nur männlichen Gamern, nur 7 Prozent schauen sich ausschließlich Streams von Gamerinnen an. Zudem wünschen sich mehr als 80 Prozent mehr Frauen in der professionellen Gaming-Szene Sie sind sich aber auch bewusst, dass es für Frauen schwerer ist, Angebote und dadurch mehr Aufmerksamkeit in der Szene zu bekommen. Auch hier ist noch viel Luft nach oben.
Die komplette Auswertung der Studie steht hier bereit.