„Die größten Schwierigkeiten lagen bei mir selbst.“
Das Thema Human Resource (kurz HR) gilt als typisches Arbeitsgebiet von Frauen. Und obwohl immer mehr männliche Kollegen nach Verbesserungen im Personalmanagement streben, wird die HR-Abteilung zumeist unterschätzt.
Eine, die sich das zu Nutze gemacht hat, ist Sarah-Kristin Bohlmeier. Denn dank Studium und Erfahrungen in leitender Position von mittelständischen Firmen und Konzernen hat Bohlmeier ihr eigenes Unternehmen gegründet. teambay – eine Online-Software für die regelmäßige Kommunikation mit den Mitarbeitern, rund um Themen wie Zufriedenheit, Produktivität und Arbeitsbeziehungen.
Im Interview verrät uns Sarah-Kristin Bohlmeier, warum Feedback in der Arbeitswelt wichtiger denn je ist. Sie gibt einen Einblick in die Probleme von Gründern und nennt uns ihren Rat, dank welcher Vorbereitung sie viele Projekte durchgesetzt und nur selten Gegenwind erhalten hat.
FiF: Frau Bohlmeier, schildern Sie bitte Ihren Lebenslauf.
Nach meinem Abitur hat es mich erstmal in die Ferne gezogen, genauer gesagt nach Argentinien. Das Leben in anderen Kulturen war für mich früh eine Faszination und diese behalte ich mir bis heute bei. Danach habe ich meinen Bachelor of Science in „International Business Studies“ an der European Business School in Wiesbaden sowie der Euromed in Marseille als Doppeldiplom (deutscher & französischer Abschluss) begonnen. Nicht nur das Internationale hat mir gefallen, ich wollte auch eine breite Grundlage erhalten und viele verschiedene Bereiche kennenlernen. In diesem Zuge ist mein Interesse an dem Thema Organizational Behaviour entstanden, einer Mischung aus Psychologie und Management. An der London School of Economics konnte ich mein Wissen darüber im Master „Organizational Behavior“ vertiefen.
Danach war für mich klar, dass ich im HR-Bereich starten will. Sowohl im Recruitment als auch in anderen Bereichen der HR-Arbeit probierte ich mich in der folgenden Zeit aus und fand schließlich meine Position in der Personal- und Organisationsentwicklung. Ich hatte wirklich Spaß an der Arbeit, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass das Thema Kommunikation an zu vielen Ecken und Enden in der Organisation zu kurz kommt und es keine effiziente Lösung am Markt gibt. So kam es schließlich zur Gründung von teambay.
FiF: Von der Managerin zur Gründerin – wie groß war der Schritt in die Selbständigkeit?
Auf einmal die volle Verantwortung zu tragen und eine eigene Firma zu leiten, war eine enorme Umstellung. Ich komme zwar aus einer Unternehmerfamilie und somit war mir die Selbstständigkeit nicht ganz fremd. Außerdem hatte ich großartige Unterstützung von meinem damaligen Chef und auch von Familie und Freunden. Nichtsdestotrotz ist Unternehmertum anstrengend und fordert viel. Die Herausforderungen sind oft komplex. Allerdings gibt es auch Freiheit und Gestaltungsspielraum, was mir im Konzern häufig gefehlt hat. Das wiegt die Mühen dann wieder auf.
FiF: Welche überwundenen Schwierigkeiten haben Sie besonders geprägt?
Im Laufe der Gründung gab es viele Herausforderungen, von Finanzierungsrunden bis hin zum Kundenmanagement. Im Grunde lagen die größten Schwierigkeiten und Herausforderungen aber in mir selbst. „Schaffe ich das?“, „Kann ich das?“, „Was passiert, wenn…?“ – diese Fragen machen das Leben manchmal nicht gerade einfacher. Auch die Auseinandersetzung mit immer neuen Themen und mit Aufgaben, die ich noch nie vorher bewältigen musste, war sehr kräftezehrend, sorgte andererseits aber natürlich auch für persönliche Weiterentwicklung.
FiF: Bei teambay dreht sich alles um Feedback. Warum ist Feedback für erfolgreiche Führungskräfte so wichtig?
Natürlich hilft mir das persönliche Feedback, mich weiterzuentwickeln und in schwierigen Situationen reflektierter zu agieren. Es geht beim Feedback für Führungskräfte aber nicht immer nur darum, eine Rückmeldung zum Führungsstil oder zur eigenen Person zu bekommen. Feedback kann verschiedenste Formen annehmen. Genauso wichtig ist Feedback zu Projekten, Prozessen und Verbesserungspotenzialen. Wenn ich als Führungskraft regelmäßig Feedback von meinen Mitarbeitern zu verschiedenen Themen einhole, erweitere ich mein Verständnis für meine Mitarbeiter und mein Wissen, über das, was wirklich vorgeht. Am Ende kann ich so für mehr Performance und Effizienz sorgen.
FiF: Sehen Sie einen Wandel beim Thema Feedback auf die deutschen Unternehmen zukommen? Warum?
Für mich ist definitiv eine Veränderung absehbar. Allein durch die Digitalisierung und den Wandel in ein immer agileres Arbeitsumfeld, wird die Kommunikation schneller und die Notwendigkeit von Feedback größer. Um mit dem stetigen Wandel umgehen zu können, müssen wir effizienter und in größerem Umfang kommunizieren. Deutsche Unternehmen halten sich hier aktuell noch sehr zurück. Feedback kann aber dabei helfen, die Veränderungen zu begleiten und besser umzusetzen – vorausgesetzt das Feedback wird korrekt und unverfälscht umgesetzt.
FiF: Sie haben vorher u.a. in der Logistikbranche gearbeitet. Eine Branche, die sehr männerdominiert ist. Wie haben Sie sich dort durchgesetzt, vor allem im oftmals unterschätzten Bereich Human Resources (HR)?
Unabhängig von männlichen oder weiblichen Kollegen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist zu verstehen, was die Ziele und Motivationen meines Gegenübers sind. Wenn ich im HR-Bereich bestimmte Projekte oder Maßnahmen umsetzen wollte, habe ich mir vorher überlegt, was die Interessen der einzelnen Beteiligten sind. Warum sollten sie mein Projekt unterstützen? Wenn ich dann mit den richtigen Argumenten in die Präsentation ging, hatte ich selten Gegenwind. Dabei betrachtete ich immer verschiedene Aspekte: Politik und Geltungsbedürfnis sind hierbei genauso wichtig wie operative Motive.
FiF: Haben Sie Routinen, die Sie als Faktoren für einen effektiven und erfolgreichen Arbeitsalltag empfinden?
Für mich persönlich ist die selbstständige Arbeitsweise bei uns im Team einer der Hauptfaktoren für Effizienz und Erfolg. Dabei spielen regelmäßige Abstimmungen genauso eine Rolle wie anschließend die schnelle Ausführung. So konnte ich viele Themen früh delegieren und sowohl kreativere als auch schnellere Ergebnisse erzielen. Das ist nicht immer einfach, weil man ja doch viel Kontrolle abgibt, aber ich finde es sowohl im Management als auch persönlich total bereichernd.
Ansonsten ist mir ein Ausgleich für den Kopf sehr wichtig. Deshalb versuche ich regelmäßig Sport zu machen und zu meditieren sowie Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Wie gut das klappt? Ganz ehrlich, mal mehr und mal weniger.
FiF: Was war der beste Rat, der Ihnen in Ihrer beruflichen Karriere je gegeben wurde?
Ganz klar: Kein Problem ist unlösbar und du wirst schon die richtige Entscheidung treffen. Besonders als Gründerin steht man häufig vor sehr komplexen Problemen oder Aufgaben, die man noch nie bewältigen musste. Da kann man schon einmal ins Zweifeln kommen. Am Ende des Tages findet man aber immer Lösungen. Dabei ist es in jedem Fall wichtig, auf die eigenen Instinkte zu vertrauen. Das musste ich erst lernen.
FiF: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert hat und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?
Für mich persönlich ist Ordnung sehr wichtig, um fokussiert arbeiten zu können. Vom gut organisierten E-Mail-Postfach zu Projektlisten oder To-Do-Listen, vom Notizbuch bis zur App – ich habe einfach viel ausprobiert, was gut für mich funktioniert. Außerdem ist für mich Slack im Team für die Kommunikation nicht mehr wegzudenken.