„Nimm die Quote und lauf!“
Marion Knaths gelang es, sich in eine Spitzenposition hochzuarbeiten, als noch niemand von Frauenquote oder Elternzeit für Väter sprach. Trotz oder gerade wegen Ihres Erfolgs gründete sie 2004 ihre Firma sheboss. Seitdem bietet sie Führungsseminare für Frauen sowie Coachings an. Zusätzlich erzielte sie mit ihrem Buch »Spiele mit der Macht« einen Bestseller für ambitionierte Karrierefrauen.
Mit uns sprach Marion Knaths über ihren Werdegang bei dem Gleichberechtigung in weiter Ferne lag. Sie gibt einen Einblick in ihr Unternehmen sheboss und bezieht klar Stellung zum Thema Frauenquote.
FiF: Schildern Sie bitte Ihren Lebenslauf. Wie sind Sie darauf gekommen Seminare für Frauen anzubieten und wie haben Sie sheboss so erfolgreich aufgebaut?
Ich habe selbst erlebt, dass mit jeder Beförderung immer weniger Frauen um mich herum waren. In vielen Sitzungen war ich die Einzige. 2004 habe ich aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen eine konsequente Auszeit genommen und ein Buch über das Thema Krebs geschrieben. Und in dieser Zeit entwickelte sich die Idee, dass es schön wäre, wenn es künftig mehr Frauen in hohen Führungsfunktionen gäbe und ich dazu beitragen kann.
Dass das aus dem Stand heraus so gut geklappt hat, hing damit zusammen, dass wir mit vielen Trainingsinhalten einen echten Nerv treffen und Teilnehmerinnen unser Angebot als nachhaltig hilfreich im Arbeitsalltag erleben. Zudem gab es damals kaum vernünftige Angebote für Frauen und ein wenig Glück gehörte am Anfang natürlich auch dazu.
FiF: Warum benötigen Frauen in der heutigen Arbeitswelt Führungsseminare?
Fortbildung ist immer hilfreich. Für jede und jeden. Wir bieten Trainings speziell für Frauen in Führung an, da Frauen auf den höheren Ebenen zumeist in der Minderheit sind und viele Situationen erleben, mit denen Männer entweder gar nicht konfrontiert werden oder die anders wahrgenommen werden.
FiF: In ihrem Buch „Spiele mit der Macht: Wie Frauen sich durchsetzen“ beschreiben Sie die inoffiziellen Spielregeln im Business. Welche 2-3 Regeln sollte jede Frau mit Aufstiegsambitionen kennen?
Es geht nicht nur um fachlich, inhaltliche Qualifikation. Auch mein Auftreten und Agieren muss überzeugen. Und: Gruppen haben Spielregeln. Wenn ich in meiner Organisation erfolgreich sein will, dann muss ich diese Regeln kennen. Und sie gegebenenfalls auch mal gezielt brechen.
FiF: Sie haben sich zunächst in eine Spitzenposition beim Otto Versand hochgearbeitet. Gab es dort Situationen, in denen Sie gemerkt haben, dass Sie aufgrund ihres Geschlechts anders behandelt wurden?
In meiner Generation war noch völlig klar, dass es Unterschiede gab. Das fing mit Fräulein Knaths und Herr Schröder an. Ich habe mich bloß stets geweigert, mich durch diese Unterschiede ausbremsen zu lassen. Heute denken junge Frauen oft, sie wären inzwischen gleichberechtigt. Es wurde inzwischen ja auch vieles erreicht. Und bis zum Schulende oder Studienabschluss nehmen viele keine Ungerechtigkeiten oder Unterschiede wahr. Wenn es dann losgeht mit der beruflichen Karriere (auch in der Wissenschaft) – erst dann bemerken viele, dass es auch heutzutage noch viel zu tun gibt.
FiF: Befürworten Sie eine gesetzliche Frauenquote?
Früher war ich dagegen, inzwischen bin ich klar dafür. Ohne diesen Druck hätte sich auch in den letzten zehn Jahren bei den Organisationen nichts getan. Falls eine Leserin jetzt denkt, „aber ich möchte doch keine Quotenfrau sein“, dann entgegne ich: Nimm die Quote und lauf. Mehr Einfluss, mehr Gestaltungsmöglichkeit, mehr Gehalt, mehr Rente. Quote hin oder her: Wenn ich schlecht performe, wird man mich wieder rauskicken, wenn ich gut performe, spricht irgendwann auch niemand mehr über die Quote.
FiF: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?
Frischer, heißer Filterkaffee.