Interview: Theresia Fuchs (Managerin & Autorin)

  • Beitrags-Kategorie:Interview
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
  • Lesedauer:7 min Lesezeit

„Schweinehund überwinden, rausgehen!“

Wer noch nie in Elternzeit war, denkt (oder hofft), dass diese Zeit vergleichbar mit einem Sabbatical ist. Einmal ganz aus dem Alltag rauskommen und mit etwas Abstand auf das bisherige Arbeitsleben schauen, klingt verlockend. Mütter und Väter können allerdings bestätigen, dass die erste Zeit mit dem Nachwuchs alles andere als ein Sabbatical ist. Denn das Gefühl von Entspannung und Zeit um die Zukunft zu planen, kennen Eltern für gewöhnlich nicht. Schlafmangel, Stress und die fehlende Selbstbestimmung zermürben oftmals.

Theresia Fuchs ist selbst Mutter von 3 Kindern. Sie behauptet allerdings, dass jede Frau die Elternzeit als Karrierebooster nutzen kann. Dazu hat sie mit „Karriere, Baby!“ ein Buch geschrieben, in dem sie ihre Erfahrungen aufgeschrieben hat. Wie könnte es anders sein, hat sie dieses Buch in ihrer letzten Elternzeit geschrieben. Im Interview gibt sie uns einen Einblick, welche Vorteile Elternzeit mitbringt, was frau machen kann um ihre Karriere trotz „Auszeit“ zu pushen und warum junge Frauen bereits vor der ersten Schwangerschaft die richtigen Weichen stellen müssen.

FiF: Frau Fuchs, Sie arbeiten in Führung, sind Mutter von 3 Kindern und haben nun in Ihrer Elternzeit ein Buch geschrieben. Schildern Sie uns bitte Ihren Lebenslauf.

Ich habe nach dem Abitur allerlei ausprobiert, bevor ich mich schließlich dazu entschieden hatte, International Business studieren. Folglich habe ich viel Zeit im Ausland verbracht (Frankreich, USA, Schweden) und einige Praktika absolviert. Nach dem Bachelor bin ich bei der Telekom als Trainee eingestiegen und habe im Anschluss einige spannende Stationen durchlaufen. Während meiner ersten (und gleichzeitig zweiten) Elternzeit war ich mit meinem Mann in San Diego, Kalifornien und habe parallel meinen Master an der OU London (remote) gemacht. Zweieinhalb Jahre später bin ich mit zwei kleinen Kindern wieder Vollzeit eingestiegen. Meine dritte Elternzeit habe ich schließlich genutzt, eine Coach-Ausbildung abzuschließen, einen Blog zu starten (fuchspower.net), dieses Buch zu schreiben und mir einen neuen Job zu suchen. Mittlerweile bin ich Verkaufsleiterin bei einem Konzern in der Baubranche.

FiF: In Ihrem Buch „Karriere, Baby!“ geht es darum die Elternzeit als Möglichkeit für die eigenen Karriereambitionen zu nutzen. Was kann frau denn in dieser Zeit alles machen?

Diese sehr besondere Zeit eignet sich insbesondere, um sich selbst „zu finden“ und all die Dinge zu tun, die frau immer schon mal tun wollte. Ohne, dass ich mich im Hamsterrad des täglichen Business befinde, kann ich Neues lernen, mich mit mir selbst beschäftigen, mir klar werden, was ich eigentlich will. Das geht über klassische Weiterbildung, aber auch ganz einfach über Netzwerken oder Coaching.

FiF: Viele Mütter erinnern sich eher an Überforderung, Schlafmangel und Kindergeschrei während ihrer Elternzeit zurück. Zeit für berufliches Weiterkommen? Fehlanzeige. Warum glauben Sie, nutzen nur wenige Mütter die „Auszeit“ oder hatten Sie selbst einfach Glück mit 3 „ruhigen“ Kindern?

Ich denke, der Hauptgrund, weshalb Mütter diese Zeit nicht aktiv nutzen, ist das Thema Delegieren, also abgeben zu können: Aufgaben, Kontrolle, das Kind. Meine Kinder waren weder besonders ruhig, noch besonders schlimm, und Schlafmangel und co. sind mir selbstverständlich nach wie vor ein Begriff 😉 Aber ich habe nicht den Anspruch, alles alleine schaffen zu wollen und hol(t)e mir Hilfe, wo es nur geht – bei allen Kindern von Geburt an!

FiF: Welche Rolle spielen die Väter? Wie sehr müssen (!) sie eingebunden werden und welche Vorteile bieten sich dadurch auch für sie?

Siehe die letzte Frage – die Väter sollten die allererste Anlaufstelle für Hilfe sein!! Keine Chance das ganze „Kind-und-Karriere“ zu schaffen, ohne die Unterstützung des Vaters. Hier spielt einerseits der richtige Partner eine entscheidende Rolle, deshalb habe ich dem Thema auch ein ganzes Kapitel in meinem Buch gewidmet; andererseits muss die Mutter aber auch beim Vater natürlich loslassen können und ihrem Partner alle anfallenden Aufgaben gleichmäßig überlassen (was erfahrungsgemäß oftmals nicht der Fall ist).

FiF: Was möchten Sie gerne allen jungen Müttern zurufen, die die Kinderbetreuung eher als Belastung für die eigene Karriere sehen und deshalb die eigenen Ziele herunterschrauben?

BALANCE! Da habt ihr sie, die vieldiskutierte Work-Life-Balance! Es gibt nichts Besseres, als nach einem nervigen Arbeitstag gezwungen zu sein, um 16:30 den Stift fallen zu lassen und sich mit den Kids zu beschäftigen. Ihr seid viel fokussierter, effizienter und ausgeglichener. Und da acht Stunden Kinderbetreuung anstrengender ist als acht Stunden arbeiten, habt ihr auch wieder einen Grund euch auf den nächsten Tag im Job zu freuen!

FiF: Welche ersten, kleinen Schritte empfehlen Sie um während der Elternzeit die Karriere weiter zu fördern.

Netzwerken! Schweinehund überwinden, rausgehen. Nach Wochen der Gemütlichkeit auch mal wieder testen, wie es in der Welt da draußen so ist. Peu-à-peu, aber frühzeitig damit beginnen, sonst wird die Hürde immer größer – man gewöhnt sich schnell ans Mom-Only-Family-Life. Daher empfehle ich, regelmäßig Freunde und Kollegen zu treffen, auf Veranstaltungen zu gehen, mit der Firma in Kontakt zu bleiben. (Fach)bücher lesen, zu Online-Kursen oder -Weiterbildungen anmelden, am besten es kostet was, dann bleibt man eher dran 😉

FiF: Gibt es einen Karriere-Tipp, der Ihnen auf Ihrem Weg sehr geholfen hat?

Einfach machen und immer klar kommunizieren, was ich will! Das heißt: Holt euch Tipps und Infos von anderen, lasst euch inspirieren, aber bildet euch am Ende immer eure eigene Meinung, und macht, was IHR für richtig haltet bzw. euch zutraut. Lieber mal ein Learning mitnehmen, als zu bereuen, etwas nicht getan zu haben. Beispiel: Ich wollte nach der 1. Elternzeit wieder Vollzeit einsteigen (mit zwei Kindern von 1 und 2 Jahren) und alle haben mir davon abgeraten („das schaffst du nie“). Ich war verunsichert, habe es aber durchgezogen – kein anderer weiß, was ich schaffe!
Und zweitens eben allen (insbesondere dem eigenen Chef) immer klar mitteilen, wo man hinmöchte, statt darauf warten, entdeckt zu werden.

FiF: Letzte Frage: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert hat und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?

Das Buch „The mind of the leader”: Unendlich inspirierend für Führungskräfte und voll von Aha-Effekten, die bei praktischer Anwendung zu sehr viel mehr Achtsamkeit mit sich selbst, aber auch Fokus und damit Erfolg führen. Ein Must-Read!!

Schreibe einen Kommentar