„Die eigene Laune dauerhaft verbessern? Definieren Sie Ihre Stimmungsmacher!“
Dörthe Huth vermittelt in ihren Büchern ganzheitliche Lebenskunst auf leicht verständliche Weise und lädt zum Loslassen, Querdenken und Neudefinieren ein. Dabei verliert sie nie den Bezug zur Wirklichkeit und zum Lebensalltag Ihrer Leser. So geht sie in ihrem Buch „Gute Laune an jedem Arbeitstag“ sehr genau auf Situationen ein, die vielen von uns bekannt sein dürften. Denn wir wissen alle, wie gut es sich lebt und auch arbeitet, wenn gute Laune vorherrscht.
Im Interview erzählt uns Dörthe Huth, wie man dauerhaft die eigene Laune steigern kann, welche Vorteile auch schlechte Laune hat und sie gibt einen Einblick in ihre Arbeit als Coach, in der sie viele weibliche Klientinnen mit dem oftmals gleichen Arbeitsproblem berät.
FiF: Frau Huth, schildern Sie uns bitte kurz Ihre Vita.
Seit dem Jahr 2001 bin ich als Autorin, Dozentin und Coach tätig. Studiert habe ich in den 1990er Jahren Germanistik, Psychologie und Computerlinguistik. Studienbegleitend konnte ich bereits Erfahrungen als Dozentin in der Erwachsenenbildung sammeln. Nach dem Magisterabschluss habe ich festangestellt gearbeitet und daneben an Weiterbildungen in psychologischer Beratung, Coaching und kreativem Schreiben teilgenommen. Nach etwa fünf Jahren traf ich die Entscheidung, freiberuflich zu arbeiten. Neben den Einzel-Coachings und Team-Supervisionen kamen auch immer mehr Lehraufträge und Veröffentlichungen dazu. Derzeit widme ich mich vor allem dem Schreiben. Die Titel meiner letzten Bücher sind u.a. „Lebensfreude“ aus dem Junfermann Verlag sowie „30 Minuten Wertschätzung“ und „Gute Laune an jedem Arbeitstag“, die beide im GABAL Verlag erschienen sind.
FiF: In Ihren Büchern nennen Sie Tipps und Hilfsmittel für innere Ruhe und Gelassenheit. In „Gute Laune an jedem Arbeitstag“ beziehen Sie diese Themen auf den Beruf. Was hat gute Laune für positive Auswirkungen im Job?
In einer guten Stimmung sieht man die Arbeit, den Chef und die Kollegen insgesamt positiver, geht die Dinge tatkräftiger und entschlossener an, wird einfallsreicher und kommt so leichter auf Lösungsideen für knifflige Fragestellungen. Selbst wenn die gute Laune nur kurz andauert, hinterlässt deutliche Spuren von Optimismus, Lebensfreude und Kreativität. Das ganze Leben sieht plötzlich ein bisschen interessanter, spannender und wunderbarer aus. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Menschen aus, mit denen wir leben und arbeiten.
Einige wissenschaftliche Untersuchungen besagen, dass gute Laune vor allem kreative und soziale Tätigkeiten fördert. In einer negativen Stimmung achten wir vermehrt auf Details und Fakten und sind daher kritischer.
FiF: Sie schreiben aber auch von einem positiven Nutzen von schlechter Laune. Wie geht das?
Schlechte Laune sehe ich als ein Signal, dass etwas im Leben nicht stimmig ist. Der Nutzen der schlechten Laune liegt in der Chance zu überdenken, was das eigene Leben besser machen kann. Man kann sich zum Beispiel fragen, wie das Leben und die Arbeit insgesamt freudvoller, interessanter oder spannender gestaltet werden kann. Grundsätzlich gehört schlechte Laune ebenso zum Leben dazu, wie gute Laune. Kommt die Übellaunigkeit aber häufiger vor oder dauert sie vielleicht sogar tage- bis wochenlang an, sollte man dem doch auf den Grund gehen. Es könnte sich auch etwas aus der Vergangenheit belastend auf die Gegenwart auswirken oder eine psychische Erkrankung dahinterstecken. Wenn man selbst nicht weiterkommt, ist es ratsam, sich Orientierung und Hilfe bei entsprechenden Experten zu suchen.
FiF: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Schritte um die eigene Laune zu verbessern?
Man kann sich erst einmal fragen, was man selbst tun kann, um sein Leben und seinen Arbeitsplatz so einzurichten, dass man sich wohl fühlt und die gute Laune ihren Raum bekommen kann.
Die Positive Psychologie sagt ganz klar, dass es äußerst hilfreich ist, sich auf das Gute, Reizvolle und Interessante auszurichten. Häufig sehen wir auch im Beruf nur das, was nicht funktioniert, was wir zu wenig bekommen oder was schlecht läuft. Das aber unterstützt wiederum eine miese Grundstimmung, auf der sich die schlechte Laune gerne ausbreitet. Der Wechsel der Blickrichtung auf das positive Erleben verstärkt dagegen eine positive Grundstimmung, so dass die gute Laune sich zeigt.
Jeder Mensch kann sich eine Zeit lang bewusst machen, welche Situationen, Menschen und Dinge einem gut tun und diese „Stimmungsmacher“ verstärkt ins Leben integrieren.
FiF: Führungskräfte versuchen (teils zwanghaft) die Laune des eigenen Teams zu verbessern. Teilweise aber mit konträrer Wirkung. Was raten Sie zu tun um nachhaltig die Stimmung zu heben?
Wenn die Stimmung in einem Team sehr schlecht ist, sollte man überlegen, woran das liegt. Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter fragen, welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Stimmung sie sehen. Und sie sollten ihnen dabei aufmerksam zuhören. Eine schlechte Grundstimmung in einem Team entwickelt sich nicht über Nacht, meist hat sie eine Geschichte.
Überlegen Sie daher, ob die Stimmung schon immer so schlecht war oder was sich seit der Stimmungsverschlechterung im Team ereignet hat? Gab es einen Auslöser, wie eine Neubesetzung, eine Änderung der Aufgabenverteilung oder eine Umstrukturierung?
War die Stimmung schon immer schlecht, liegt es häufig an schwierigen Arbeitsbedingungen, unklaren Strukturen oder einem Mangel an Unterstützung und Wertschätzung. Ist die Stimmung vor kurzem umgeschlagen, kann es sein, dass der Führungsstil des neuen Vorgesetzten nicht gut bei den Mitarbeitern ankommt, dass einen neue Teamordnung für Unzufriedenheit sorgt oder dass eine neue Aufgabenverteilung unnötigen Stress verursacht.
Soll sich das Teamklima verbessern, müssen unbedingt alle Teammitglieder mit einbezogen und ihre Lösungsvorstellungen bedacht werden. Dazu ist es empfehlenswert, einen Coach / Supervisor oder Organisationsberater von außen mit einzubeziehen.
FiF: Sie arbeiten auch als Coach. Welche typisch weiblichen Problemsituationen begegnen Ihnen dort im Alltag? Was raten Sie dann?
In den Einzel-Coachings ging es in den letzten 20 Jahren häufiger mal darum, dass Klientinnen Rat suchten, weil ein männlicher Kollege oder Vorgesetzter ihnen gegenüber sehr dominant auftritt, sie durch ihre Kooperationswilligkeit immer wieder zusätzlich Aufgaben übernehmen sollen, oder dass ihre Stimme in Diskussionen gerne mal „überhört“ wird.
Besonders junge Frauen lassen sich schnell einschüchtern, sind verunsichert, wie sie reagieren sollen, und trauen sich nicht, laut und deutlich zu werden. Zudem erlebe ich sie als sehr selbstkritisch. Häufig sind solche Situationen angstbesetzt, sodass wir sie neu bewerten, um sich nicht einschüchtern zu lassen und selbstsicher darauf reagieren zu können.
Im Coaching erarbeiten wir individuelle Strategien und Tools, weil ein Rat dazu sehr abhängig von der Person und der Situation ist. Ratsam ist es auf jeden Fall, sich darin zu üben, eigene Kommunikationsblockaden zu überwinden, sich Gehör zu verschaffen und bei Bedarf souverän Grenzen zu setzen.
FiF: Sie sind erfolgreiche Autorin, Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Je mehr man über Sie erfährt, desto deutlicher wird, dass Sie genau das machen, was Sie wollen und worin Sie Ihr ganzes Interesse hineinstecken. Was raten Sie jungen Frauen, die sich bisher noch nicht trauen, ihr „eigenes Ding“ durchzuziehen?
Mein Rat ist es, Erfahrungen durch Praktika, Nebenjobs und den Beruf in verschiedenen Branchen, Firmen und Abteilungen zu sammeln, und viel mit anderen zu sprechen. Je größer der eigene Horizont, desto mehr Möglichkeiten und Chancen kann man für sich erkennen.
Im Laufe der Zeit kann sich vieles ändern, Berufs- und Karrierewünsche ebenso wie die Nachfrage nach bestimmten Berufen. Deshalb rate ich auch immer dazu, zu reflektieren, worauf die Vorstellung vom „eigenen Ding“ eigentlich fußt, und sich zu fragen, inwieweit die Idee auch tragfähig und entwicklungsfähig ist, wenn sich die Umstände ändern.
Dabei sollte man sich nicht von den Meinungen, Vorstellungen und Bewertungen anderer irritieren lassen, sondern in sich hinein horchen, ob die Vernunft und die innere Stimme in Bezug auf das eigene Ding miteinander im Einklang sind.
FiF: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert hat und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?
Mein Jahreskalender. Er dient nicht nur dazu, Termine im Auge zu behalten, sondern auch dazu, Ideen fest zu halten, Prioritätenlisten aufzustellen, etwas zu skizzieren, Textfragmente zu notieren oder beim Nachdenken darin herum zu kritzeln, um sich besser konzentrieren zu können.